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Bericht der RuhrNachrichten 21/06/2021
Bericht des Ev. Kirchenkreises 21/06/2021
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Mehr als 44 000 Menschen sind seit 1993 beim Versuch, nach Europa zu flüchten, gestorben. Viele kamen an den Grenzübergängen zu Tode. Die meisten ertranken im Mittelmeer. Männer, Frauen, Jugendliche, Kinder, Babys.
An den Außengrenzen Europas und Nordafrikas leben aktuell hunderttausende Menschen in erbärmlichen Flüchtlingscamps unter katastrophalen Bedingungen. Die Corona-Pandemie verschärft die Situation. Die Welt, Europa und Deutschland schauen zu.
Das ist erschütternd.
Das ist und bleibt ein Skandal.
Das ist ein Verrat an der Genfer Flüchtlingskonvention, die in diesem Jahr ihr 70-jähriges Jubiläum feiert.
Zum Internationalen Flüchtlingstag knüpfen wir an die Aktion „Jeder Mensch hat einen Namen“ auf dem Ev. Kirchentag in Dortmund 2019 an:
Wir gedenken der Toten an unseren Grenzen. Wir protestieren gegen die unzähligen Todesfälle von Flüchtlingen, die grundlos sterben, und gegen die Menschenrechtsverletzungen an den europäischen Außengrenzen und in den Flüchtlingslagern. Wir fordern eine Politik, die Menschen schützt und die Würde eines und einer jeden achtet. Die Genfer Flüchtlingskonvention schützt Geflüchtete vor Zurückweisung und Rückführung in Staaten, in denen ihr Leben oder ihre Freiheit bedroht ist – sei es aus rassistischen, religiösen oder politischen Gründen. Wir sehen diese zivilisatorische Errungenschaft in Gefahr.
Menschen auf der Flucht brauchen Compassion und unsere Hilfe: in Seenot, in Flüchtlingslagern, bei der Integration in unserer Nachbarschaft. Das ist ein menschlicher und immer auch ein christlicher Auftrag: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“ (aus Matthäus 25)
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Freitag, 18. Juni, 18 Uhr Abendgebet
Einen Fremden sollst du nicht bedrücken … (aus dem 3. Buch Mose)
Literarische Texte von Geflüchteten, die mit uns im Ruhrgebiet leben und im Projekt „nid“ (Neu in Deutschland - ein literarisches Demokratieprojekt, Bochum) engagiert sind.
Liturgie und Gedenken: Susanne Karmeier, Stadtkirchenpfarrerin an St. Reinoldi
Musik: Mouaz Alsirieh, Fagott / Ari Masto, Gitarre / Christian Drengk, Kantor an St. Reinoldi, Klavier
Samstag, 19. Juni, zwischen 11 und 14 Uhr im Rahmen der Offenen Kirche Totengedenken
„Jeder Mensch hat einen Namen“
Erinnerung an die im Mittelmeer und die an den Grenzen Europas Verstorbenen
Gegen das Vergessen: Wir verlesen Namen von Menschen, die auf der Flucht nach Europa ums Leben kamen und nennen, sofern bekannt, Ort und Umstände ihres Todes. Nicht alle Namen der Toten sind bekannt, manchmal nur das bloße Ereignis – ein Zeitpunkt oder die vermutliche Herkunft der Geflüchteten. Auch ihrer gedenken wir. Je zur halben Stunde gibt es einen Moment der Stille und des Innehaltens.
Sonntag, 20. Juni, 10 Uhr und 11.30 Uhr Gottesdienst zum Weltflüchtlingstag
„Wie kommt es, dass du so freundlich zu mir bist. Ich bin doch eine Fremde?“ (aus dem Buch Ruth)
Predigt: Paul-Gerhard Stamm, Superintendent i.R., Mitglied der Seebrücke Dortmund
Liturgie: Susanne Karmeier, Stadtkirchenpfarrerin an St. Reinoldi
Musik: Mouaz Alsirieh, Fagott / Christian Drengk, Kantor an St. Reinoldi, Orgel und Klavier
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Wir verweisen auf die Aktionen der Seebrücke in Dortmund:
Am Samstag, 19. Juni, ruft die „Seebrücke“ Dortmund zur Demonstration auf:
Menschenrechte sind #unverhandelbar!
Beginn 13.30 Uhr im Westpark mit der Aktion „Namen schreiben“
Gegen 14.30 Uhr führt ein Demonstrationszug zum Friedensplatz
ca. 15 Uhr Abschlusskundgebung auf dem Friedensplatz
Die SEEBRÜCKE ist eine internationale Bewegung von unten, die sich für sichere Fluchtwege, für unbehinderte Seenotrettung und für ein Ende des Sterbens an den europäischen Grenzen engagiert. Sie solidarisiert sich mit allen Menschen auf der Flucht. Sie setzt sich ein gegen Abschiebung und Abschottung und für deutsche Städte als sichere Häfen, in denen geflüchtete Menschen willkommen sind. seebruecke.org/lokalgruppen/dortmund/ und seebruecke.org
Grundlage der Gedenkaktion am Samstag in der Reinoldikirche ist die List of Deaths. Seit 1993 werden auf dieser Liste Todesfälle von Menschen auf der Flucht gesammelt und dokumentiert. Die Liste wird einmal jährlich zum internationalen Flüchtlingstag publiziert. 2020 dokumentierte sie 40 555 Todesfälle. 2021 werden es über 44 000 sein. Die Zahl beziffert nur die dokumentierten Todesopfer. Und hinter jeder Zahl steht ein Name, ein Leben, eine menschliche Tragödie. Die Liste ist ein Projekt des Netzwerks „UNITED for Intercultural Action – European network against nationalism, racism, fascism and in support of migrants and refugees.
Wenn Sie sich noch einmal an die Aktion „Jeder Mensch hat einen Namen“ auf dem Kirchentag 2019 in Dortmund, auch in der Reinoldikirche erinnern wollen, finden Sie den Abschlussfilm, der im Stadion des BVB gezeigt wurde, hier
flüchtling sein heißt: die heimat verlassen müssen
ohne eigene schuld, ohne sicherheit
– nur mit einem herzen voll hoffnung
nach Heinz Körber, *1938
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Informationen und Koordination des Projekts: Susanne Karmeier, Pfarrerin an der Ev. Stadtkirche St. Reinoldi • karmeier@sanktreinoldi.de | 0231. 91 25 337