Die Reinoldikirche befindet sich heute an demselben Ort wie auch schon ihre Vorgängerkirche im 10. Jahrhundert – im Zentrum der Stadt Dortmund, direkt am Hellweg. Was heute eine Einkaufsstraße ist, war seit der Antike ein wichtiger europäischer Handelsweg, der besonders während der Zeit der mittelalterlichen Hanse für Dortmund große Bedeutung hatte. Seit der Zeit der ottonischen Herrscher des 10. Jahrhunderts war die Vorgängerkirche ein Zentrum im politischen und religiösen Gefüge der Stadt: inmitten des „Neuen Dorfes“, auf dem Gebiet der Königspfalz.
Die mittelalterlichen Dortmunder Chronisten berichten von einer ersten Kirche bereits im 9. Jahrhundert. Doch Ausgrabungen zufolge entstand ein Kirchenbau erst im 10. Jahrhundert, vielleicht vor 953, da für dieses Jahr ein in Dortmund abgehaltener Hoftag König Ottos I. mit anschließender Osterfeier belegt ist. Dafür muss es eine Pfalzkirche gegeben haben – möglicherweise war dies die Vorgängerkirche der Reinoldikirche. Zu diesem Zeitpunkt oder erst später könnte sie auch schon Stiftskirche gewesen sein und Pfarrrechte gehabt haben.
Der Patron dieser frühen Kirche war sicherlich nicht der hl. Reinold. Im Spätmittelalter bildete sich eine bis mindestens ins 18. Jahrhundert reichende stadtpolitische Tradition, die in der Vorgängerkirche eine dem hl. Pantaleon geweihte Stiftskirche sah. Karl der Große, den die Dortmunder Chronisten als Gründer ihrer Stadt betrachten, soll dieser Kirche die Schädelreliquie Pantaleons geschenkt haben.
Das 19. Jahrhundert hindurch wurde mit finanzieller Unterstützung des Königs die Reinoldikirche renoviert, Schäden wurden ausgebessert. Dabei erhielten z.B. die Skulpturen Reinolds und Karls des Großen eine farbige Fassung, die sich wahrscheinlich an der originalen Farbgebung orientierte.
Eine neue große Orgel wurde eingesetzt und zog erstmals 1909 Besucher aus der weiteren Umgebung zum ersten westfälischen Bachfest an – eine Musikveranstaltung, die bis heute ihren Platz unter den Aktivitäten der Reinoldikirche hat.
Im Ersten Weltkrieg nahm die Reinoldikirche am Kriegsgeschehen aktiv teil, indem sie für die Rüstungsindustrie ihre Glocken, ihr Kupferdach und das Orgelprospekt spendete. In einer „Allgemeinen Landesfeier“ verabschiedete man sich von den Glocken in Dortmund.
Mit der Verlagerung des Stifts durch den Kölner Erzbischof Anno (1056-1075) nach Köln wurde die Stiftskirche – die Hauptkirche Dortmunds – eine reine Pfarrkirche. Fehlende Quellen lassen nicht mehr rekonstruieren, ob dabei auch ein Patroziniumswechsel stattfand und die Kirche dem hl. Reinold geweiht wurde. Dessen Reliquien stammen laut der Legende aus der Erzbistumsstadt Köln, zu deren Erzdiözese auch Dortmund damals zählte. Die Legende berichtet, dass der hl. Reinold 960 als Mönch des Kölner Pantaleonsklosters verstarb. Doch dieses Datum besagt nichts über eine tatsächliche Überführung der Reliquien. Erst 1261 wird die Hauptpfarrkirche von Dortmund als Reinoldikirche schriftlich erwähnt.
Im 13. Jahrhundert begannen langandauernde Streitigkeiten um das Patronatsrecht der Reinoldikirche, das u.a. beinhaltet, das religiöse Kirchenpersonal zu bestimmen. Der Rat der Stadt Dortmund, der sich als Patronatsherr der Reinoldikirche ansah, stritt über mehrere Jahrhunderte mit dem Kölner Erzbischof. Die Auseinandersetzung hielt auch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts an. In dieser Zeit ließ der Rat den Chor der Reinoldikirche als einen prächtigen sakralen Repräsentationsraum der Stadt neu errichten. Er setzte damit dem Kölner Erzbischof ein deutliches Zeichen seiner Macht entgegen. So nahm der Rat im Chor der Reinoldikirche in seinem Ratsgestühl Platz – ein Recht, das nur dem Patronatsherren zustand und das der Rat somit gegen die Ansprüche des Kölner Erzbischofs deutlich für sich forderte. Durch die Übernahme repräsentativ-anspruchsvoller Bauformen für diesen Chor, durch exquisite lokale und europäische Kunststiftungen, sowie durch ein reichstreues Bildprogramm präsentierte Dortmund sich dauerhaft sichtbar als in der Gefolgschaft des fernab residierenden Kaisers stehend. Denn der Kaiser war es, durch den die Stadt den Status einer Freien Reichsstadt erhielt.
Gleichzeitig betonten die Dortmunder mit diesem prächtigen Neubau ihre Gottestreue und Verehrung der Heiligen – v.a. des hl. Reinold, des Kirchen- und Stadtpatrons. Mit der Ausstattung des neuen Chores wurde die Kirche auch zunehmend zum Ort reichhaltiger Stiftungen der einflussreichen Dortmunder Familien, Bruderschaften und Handwerkszünfte, die ihre eigene Geschichte mit dem Ort verknüpften.
Während der Jahrzehnte der Reformation waren es in Dortmund die Geistlichen der Reinoldikirche, die sich zuerst der neuen Glaubensreform zuwandten. 1562 wurde diese in der Reinoldikirche in der Form des Augsburger Bekenntnisses endgültig angenommen.
Die Nebenaltäre verloren ihre Funktion, doch blieben viele der religiöse Kunstobjekte vor Ort. Selbst die Reliquien des heiligen Reinold wurden erst im 17. Jahrhundert verschenkt, um sie damit vor einem befürchteten Zugriff durch die Gegenreformatoren zu retten.
Auch nach dem Westfälischen Frieden (1648) blieb die Kirche evangelisch und die ranghöchste der Stadt. Ihre materielle Blütezeit war jedoch vorüber. Am Ende des 18. Jahrhunderts versteigerten die Kirchenherren aus Geldnot das Büstenreliquiar Reinolds, dessen Wert sie nur noch aus der Edelmetallmenge ableiteten.
Nach dem Krieg wurde 1926 im Nordwesten der Kirche die sog. Heldenkapelle errichtet, um hier den Gefallenen des Krieges zu gedenken. Pfarrer Otto Stein, der die Kapelle bauen ließ, erklärte St. Reinoldi damit wiederum zu einem reichspolitischen Ort.
In der Zeit der Naziherrschaft wurde die Reinoldikirche zu einem wichtigen Ort der „Bekennenden Kirche”, die sich von den reichstreuen „Deutschen Christen” absetzte und die kirchenfeindliche Haltung des Staates kritisierte. Im Zweiten Weltkrieg, v.a. 1944, zerstörten Bomben fast die ganze Reinoldikirche.
Besonders ein Foto ist programmatisch in Dortmund berühmt geworden: es zeigt das unversehrte Triumphkreuz, das noch zwischen die Chorpfeiler eingespannt hängt, der Rest der Kirche ist stark zerstört.
Mit dem Bau wurden auch die mittelalterlichen Fenster fast vollständig zerstört. Die meisten anderen Kunstobjekte konnten gerettet werden, da man sie zu Kriegsbeginn nach Möllenbeck und Plettenberg ausgelagert hatte.
Der Wiederaufbau der Kirche bis 1957 fand unter großer Anteilnahme der Dortmunder Bevölkerung statt. Am Reinoldstag (7. Jan.) des Jahres 1950 wurde der St. Reinoldi-Kirchbauverein zum Wiederaufbau der Kirche gegründet, der unter der Leitung von Herwarth Schulte stattfand. In dieser Zeit diente die Sakristei als Notkirche.
Der 1954 wiederhergestellte Turm erhielt eine Wetterfahne, die die Reinoldikirche zu einem Symbolträger kontinuierlicher Kommunalität macht: „885 Tremonia“ (erste schriftliche Erwähnung der Stadt Dortmund) und „1954 Dortmund“ sind die beiden Aufschriften. Seither wurden einzelne Objekte restauriert, die Kirche in ihrer Bausubstanz jedoch nicht maßgeblich verändert.